The Prodigy - jetzt alkoholfrei
Von der Rave-Exzesse zur Recovery-Kultur: Leeroy Thornhill zeigt, wie man die 90er ganz neu (und anders) erzählen kann.
Von der Rave-Exzesse zur Recovery-Kultur: Leeroy Thornhill zeigt, wie man die 90er ganz neu (und anders) erzählen kann.
"Pump Up The Jam" - das sind die Club-Beats der 90er Jahre! Hier gibt es nur die coolen Songs der 90s-Chart, keine Balladen, kein Ballast. Mit Jamiroquai, Outkast, The Prodigy, Janet Jackson, Technotronic, Snap!, Adamski....
In den 1990ern waren The Prodigy nicht nur der wummernde Soundtrack der Rave-Nation – sie waren ihr wildgewordenes Maskottchen. Ecstasy, Chaos auf Tour, durchfeierte Nächte und Hotelzimmer voller Dampf: Die Band rund um Liam Howlett, Maxim und Keith Flint verkörperte alles, wovor deine Eltern dich warnen wollten. Und keiner bewegte sich exzessiver über die Bühnen Europas als Leeroy Thornhill, der hünenhafte Tänzer mit dem ruckartigen Signature-Move irgendwo zwischen Bruce Lee und Breakdance.
Fast forward: Am 6. Juli 2025 wird ebenjener Leeroy Thornhill auf der Bühne des Recovery Connects Festivals im Queen’s Park in Glasgow stehen – einem alkoholfreien Open-Air, das Menschen in und nach Suchttherapie feiern lässt, ohne Rauschmittel, ohne Ausreden. Die Headline: "90s Acts ohne Dosenbier". Mit dabei: The Bluetones, DJ Snoopy – und eben Leeroy Thornhill, ehemals das energetische Epizentrum einer der wildesten Bands der Dekade.
Das Festival, gegründet von ehemals Abhängigen, ist inzwischen ein Publikumsmagnet – familienfreundlich, zugänglich, laut. Leeroy Thornhill passt hier rein, gerade weil sein Weg vom eskalierenden Rave-Tourbus zur klaren Bühne von heute so symbolträchtig ist. In seiner Autobiografie "Wildfire" schildert er selbst die "wilden Jahre": Drogen, Abstürze, dubiose Hotelgeschichten. Dass er heute einen Auftritt bei einem Event wie diesem spielt, ist keine Ironie – es ist ein Statement.
The Prodigy sind nicht clean geworden – aber viele ihrer Geschichten werden heute neu erzählt. Ohne Rausch, aber mit Nachhall. Und mit Leeroy Thornhill als wandelndem Beweis: Exzess hat ein Echo.
Und für alle 90er-Fans, die sich jetzt fragen, ob Leeroy Thornhill der einzige ist, der die Raver-Brille gegen Klarblick getauscht hat – keine Sorge: Er ist in bester Gesellschaft. Robbie Williams feiert 25 Jahre trocken, Eminem, Courtney Love ist clean und kämpferisch wie eh und je, Dave Gahan hat sogar seine eigene Nahtod-Erfahrung überlebt, und Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers hat den Sprung zum Yoga-Dad geschafft. Alles Brüder und Schwestern im Geiste – 90s ohne Kater.