Die andere Seite des Ruhms: 90s-Stars & ihre inneren Kämpfe
Heute ist es deutlich normaler, über Themen wie psychische Verfassung und Depressionen zu sprechen als noch in den 90ern. Welche 90er-Stars sprachen schon damals darüber oder tun es heute?
Heute ist es deutlich normaler, über Themen wie psychische Verfassung und Depressionen zu sprechen als noch in den 90ern. Welche 90er-Stars sprachen schon damals darüber oder tun es heute?
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Dass es Britney Spears psychisch nicht immer gut ging, ist kein Geheimnis. Damals hat die Sängerin aber noch nicht offen darüber gesprochen, sondern hat versucht, die "perfekte" Fassade aufrecht zu erhalten - bis sie 2007 einen Nervenzusammenbruch erlitt. Die Vorfälle führten 2008 zu der umstrittenen Vormundschaft.
Erst 10 Jahre später, 2017, reflektierte Britney Spears ihre damalige psychische Verfassung. Ihre Zwanziger beschrieb sie als „schrecklich“ und sagte, sie habe mittlerweile gelernt, Verantwortung für ihre psychische Gesundheit zu übernehmen. Laut ihrer Autobiografie "The Woman In Me" (2023) litt Britney Spears unter postnataler Depression. „Ich gebe gerne zu, dass ich inmitten einer schweren postnatalen Depression, der Trennung von meinem Mann, der Qual, von meinen beiden Babys getrennt zu sein, dem Tod meiner geliebten Tante Sandra und dem ständigen Druck der Paparazzi begann, in gewisser Weise wie ein Kind zu denken“, schreibt sie.
Trotz ihrer labilen psychischen Verfassung sei die Vormundschaft nicht gerechtfertigt gewesen. Britney schreibt: „Wenn ich jetzt daran zurückdenke, dass mein Vater und seine Mitarbeiter so lange die Kontrolle über meinen Körper und mein Geld hatten, wird mir übel ... Denkt daran, wie viele männliche Künstler ihr ganzes Geld verspielt haben, wie viele Drogenprobleme oder psychische Probleme hatten. Niemand hat versucht, ihnen die Kontrolle über ihren Körper und ihr Geld zu nehmen. Ich habe nicht verdient, was meine Familie mir angetan hat.“
Robbie Williams hat tatsächlich schon in den 90s über psychische Gesundheit gesprochen, wurde dafür aber belächelt. Gegenüber Radiotimes.com sagte er 2023:
„Ich erinnere mich, dass ich in den 90er Jahren, als ich versuchte, über meine Probleme zu sprechen, beschimpft und herabgewürdigt wurde und mir gesagt wurde, ich solle mich zusammenreißen, was einen eigentlich nur noch mehr isoliert. Ich weiß, dass Prominente Prominente sind, aber sie sind auch Menschen. Ich bin nicht der Held, den sie wollten, aber ich bin der Held, den sie brauchen. Und ich werde mich für alle Prominenten einsetzen.“
Heute kann er offener sprechen und thematisiert immer wieder, dass er unter Depressionen, Angstzuständen und einer körperdysmorphen Störung leidet, und im Laufe seiner Karriere Alkohol- und Drogenprobleme hatte.
Whitney Houston offenbarte 2009 in einem Oprah-Interview, wie sehr sie unter ihrem turbulenten Leben litt. Sie gestand, dass ihr damaliger Ehemann Bobby Brown sie misshandelt habe, was ihre seelische Gesundheit tief beeinflusst habe. Sie sprach dadurch erstmals öffentlich über den psychischen Schrecken, den sie in ihrer Ehe erlebte.
Um der emotionalen Belastung und dem öffentlichen Druck zu entfliehen, griff sie zu Drogen und wurde abhängig. Mehrmals versuchte sie, sich einer Entziehungskur zu unterziehen – doch das war schwer durch die anhaltende Präsenz von Drogen und den Druck durch die Medien. Trotz ihrer Bemühungen, sich offen mit ihrer Sucht auseinanderzusetzen, verlor Whitney Houstons den Kampf.
Mariah Carey enthüllte 2018 erstmals, dass sie seit Jahren mit bipolarer Störung lebt. Laut People wurde sie bereits 2001 nach einem Zusammenbruch diagnostiziert, habe die Diagnose aber lange verheimlicht. Sie erzählte, dass sie sich nach „den härtesten Jahren, die ich je durchgemacht habe“ endlich in Behandlung begeben habe.
„Bis vor kurzem lebte ich in Verleugnung und Isolation und in ständiger Angst, dass jemand mich bloßstellen würde“, so die Sängerin. „Es war eine zu schwere Last, die ich nicht mehr tragen konnte. Ich habe mich in Behandlung begeben, mich mit positiven Menschen umgeben und bin wieder zu dem zurückgekehrt, was ich liebe – Songs schreiben und Musik machen.“
Auch Boygroup-Mitglieder sprechen über ihre Dämonen. AJ McLean erklärte 2023, er habe sich „einen Urlaub für die mentale Gesundheit“ in Arizona genommen und sich intensiv mit alten Traumata auseinandergesetzt. „Ich bin ein großer Verfechter der psychischen Gesundheit und wollte mich etwas intensiver mit meiner eigenen Existenz auseinandersetzen und wirklich herausfinden, warum ich Dinge getan habe, die mir selbst und meinen Lieben geschadet haben“, so der Sänger. „Ich habe neue Begriffe entdeckt, wie zum Beispiel Grenzen, die ich vorher nie wirklich hatte. Jetzt habe ich sie, was ein Segen ist."
Auch Nick Carter wird mit dem Thema mentale Gesundheit in Verbindung gebracht. In der Dokumentation „The Carters“ werden die Traumata und psychischen Probleme von Nick und auch Aaron Carter offengelegt. Nach dem Tod von Aaron Carter im Jahr 2022 gründeten Nick und seine Schwester Angel den Fonds „On Our Sleeves: The Movement for Children's Mental Health Fund”, um die psychische Gesundheit von Kindern zu unterstützen.
J.Lo hat nie ein klassisches Burnout-Diagnose-Statement abgegeben, aber sie brachte 2022 in ihrem Newsletter “On the JLo” ziemlich offen auf den Punkt, wie anstrengend ihr Lifestyle in ihren späten 20ern wirklich war. Sie erinnert sich, nur 3 bis 5 Stunden Schlaf zu bekommen – „Ich dachte, ich wäre unsterblich“. Eines Tages saß sie im Trailer, völlig ausgebrannt, und fühlte sich plötzlich "körperlich gelähmt". Später erkannte sie: Das war ein Panikanfall durch puren Erschöpfungszustand. Der Arzt riet ihr: Mehr Schlaf, weniger Koffein – und Sport als Balance.
Das war der Wendepunkt zu einem Lebensstil, der auf „Pro-Leben statt Anti-Aging“ setzt. Seitdem setzt sie konsequent auf Self-Care als Fundament – genug Schlaf, regelmäßige Bewegung und achtsame Körperpflege. J.Lo zeigt also: Ruhm und Power-Rollen hin oder her – ohne Selbstfürsorge brennt auch eine Diva aus.
Der deutsche Rapper und Ex-Deichkind-Mitbegründer Ferris MC berichtete 2022 in einem Stern-Interview sehr offen über seine schweren Depressionen. Er sagt, dass er in seinen Zwanzigern häufig Selbstmordgedanken hatte und sich mit Drogen „betäubt“ habe, um seine dunklen Phasen zu ertragen. Damals hielt er seine Existenzangst für den Grund seiner dunklen Gedanken, aber jetzt wisse er, dass man auch depressive Phasen haben kann, wenn man finanziell gut aufgestellt ist. "Als ich bei Deichkind war und ich Erfolg hatte, ging es mir trotzdem schlecht", so Ferris MC im Gespräch.
Der Rapper hatte keine leichte Kindheit. In seiner Biografie schrieb er, dass sein Vater den Kontakt zu ihm abbrach, als er 10 Jahre alt war und dass sein Stiefvater ihn verprügelte. Auch die Beziehung zu seiner Mutter sei schwer gewesen.
2024 erzählte er in einem Interview mit den Regensburger Nachrichten, wie er seine Vergangenheit schließlich verarbeiten konnte:
"Ich dachte früher, dass es therapeutisch bei mir anschlägt, wenn ich Lieder über diese Themen schreibe. Aber die Selbsttherapiemaßnahmen zum familiären Background oder in Bezug auf Drogen sowie die eigenen Dämonen in den Griff zu bekommen, finden eigentlich in den eigenen vier Wänden statt. Wenn man von Drogen runterkommt oder sich in einen Selbstentzug begibt, fängt man automatisch an, bestimmte Sachen zu verarbeiten und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, besonders wenn man älter wird. Es sei denn, man ist strohdumm, dann passiert das vielleicht nicht – in dem Fall ist man einfach nur dumm und glücklich (lacht). Die ganze Verarbeitung zum familiären Background fand eigentlich erst mit der Schwangerschaft unserer Tochter statt. Hier konnte ich reflektieren, was alles bei meiner Familie falsch gelaufen ist und wie ich in Zukunft damit umgehe."
Salt (Cheryl James) spricht heute offen über ihre Bulimie und den Druck, ständig im Rampenlicht zu stehen. Im Rückblick sagt sie, wie sie sich damals gefühlt hat: „Ich fühlte mich wie die Unattraktivste von allen. Dee Dee wurde als die Schöne bezeichnet, Pepa als supersexy. Was bin ich?“ Durch diese Selbstzweifel entwickelte sie eine Essstörung, die sie zu der Zeit noch geheim hielt. Schließlich vertraute sie sich ihrem damaligen Freund, dem Musikproduzenten Gavin Wray, an, der sie zu einem Therapeuten brachte.
Heute redet sie ganz offen darüber. In dem Buch „Mental Health Matters“ hat sie ihre persönliche Geschichte aufgeschrieben. Es vereint 22 Co-Autoren, die ihre Perspektiven auf psychische Probleme teilen. Das Ziel ist es, das Stigma rund um psychische Erkrankungen zu brechen und einen offenen Dialog für Heilung und Veränderung zu fördern.
Bereits 2001 sprach Rapperin Sabrina Setlur offen über ihre Depressionen. Dem Jugendmagazin Bild am Sonntag sagte sie: "Viele Leute haben Angst zuzugeben, dass sie depressiv sind, aber ich stehe dazu. Ich bin sehr depressiv". Zwei bis drei Mal im Monat hätte sie diese Depressionen. Sie erzählte, dass sie sich in diesen Phasen zurückziehe, lese, Musik höre und auch mal weine.
Aber sie konnte auch etwas Positives daraus ziehen: "Ich würde kaputt gehen, wenn ich immer nur gut gelaunt wäre", erzählte sie der Bild am Sonntag. Es tue der Seele gut, mal nur an sich zu denken und sich selbst zu bemitleiden. "So halte ich meine Balance", sagte sie weiter. Zur Zeit des Interviews war sie 27 und es war damals nicht üblich, über Depressionen zu sprechen.