Sean Combs (P. Diddy)
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Sean Combs (P. Diddy)
04.12.2025

9 Dinge, die wir aus „Sean Combs: The Reckoning“ mitnehmen

Die Netflix-Doku über P. Diddy zeigt ihn als Musiker, Geschäftsmann und Gewalttäter. Ehemalige Vertraute von Diddy melden sich zu Wort und Combs ist über die Veröffentlichung wütend.

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Dieses Listing enthält Schilderungen von sexueller Gewalt, physischer Gewalt, Machtmissbrauch sowie Beschreibungen von Mord. Einige Inhalte können belastend oder retraumatisierend wirken.

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Sean Combs: The Reckoning | Official Teaser | Netflix
Sean Combs: The Reckoning | Official Teaser | Netflix

Welche Geschichte erzählt die neue Diddy-Doku wirklich?

Die Netflix-Doku „Sean Combs: The Reckoning“ zerlegt den Aufstieg und Absturz des einstigen Rap-Stars in vier Episoden. Kurz nach der Veröffentlichung reagierte Diddys Sprecher und kritisierte die Doku scharf. Sie sei ein „schäbiger Angriff“, aufgebaut auf angeblich „einseitigen Erzählungen“ und von Personen mit „langjährigen persönlichen Motiven“.

Besonders empört zeigte sein Sprecher sich darüber, dass Netflix Material nutze, das laut ihm „nie zur Veröffentlichung autorisiert“ gewesen sei. Netflix selbst weist die Vorwürfe zurück und betont, die Aufnahmen seien „rechtmäßig erworben“ und die Serie sei weder ein „Racheakt“ noch von 50 Cent gesteuert, der zwar Executive Producer ist, aber laut Netflix keinerlei kreative Kontrolle habe. Hier sind neun Dinge, die wir aus der Doku mitnehmen.

1. Combs’ Umgang mit Erotik und Macht zeigte sich bereits früh

Joi Dickerson-Neal erzählt von einem Vorfall aus dem Jahr 1991, einem der frühesten schweren Vorwürfe in der Doku. Sie sagt, sie sei nach einem Videodreh unter Drogen gesetzt und missbraucht worden – ein Angriff, der angeblich sogar gefilmt wurde. Ihre Mutter schrieb 1992 einen erschütternden Brief an Diddys Mutter. Sie sprach davon, dass ihre Tochter „unter Albträumen leidet“ und Combs das Tape bei Partys gezeigt habe. Diese Vorwürfe bilden einen zentralen Baustein im Bild eines sich entwickelnden Machtmissbrauchs.

Der Brief zeigt, wie früh Familien versucht haben, gegen Combs’ Verhalten vorzugehen. Er enthält die Formulierung, sie könne „kaum glauben, dass ein Mensch die Würde eines anderen so verletzen würde“. In der Doku wird betont, dass Combs die Vorwürfe damals sofort abstritt.

Eingang vom City College of New York
Caballero1967 / CC BY-SA 4.0
Eingang vom City College of New York

2. War Diddy für eine Massenpanik 1991 mitverantwortlich?

Beim Charity-Basketballspiel am City College of New York in 1991 war Sean Combs einer der zentralen Organisatoren. Das Event sollte eigentlich eine harmlose Promi-Benefizveranstaltung sein – doch die Planung lief völlig aus dem Ruder. Rund 5.000 Menschen drängten gleichzeitig durch die Eingänge, viele von ihnen hatten überhaupt keine Tickets, weil das Event überpromotet und völlig überfüllt war. In dem Chaos kam es zur panischen Massenflucht, bei der neun Menschen starben.

Trotz interner Diskussionen über seine mögliche Verantwortung kam es zu keinen strafrechtlichen Konsequenzen, was Diddy noch mehr Macht im Musikgeschäft verschaffte.

2Pac (1993)
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2Pac (1993)

3. War Sean Combs am Überfall auf 2Pac 1994 beteiligt?

Kurz vor einem Treffen mit Combs wurde 2Pac mehrfach angeschossen – offiziell ein Raubüberfall. Doch die Täter stahlen nichts, nicht einmal seine Rolex. 2Pac äußerte öffentlich den Verdacht, dass Diddy oder sein Umfeld etwas damit zu tun haben könnten. Dieser Moment galt als Keim des Misstrauens zwischen East und West. In „Sean Combs: The Reckoning“ wird deutlich, wie stark dieses Ereignis die Rivalität der 90er prägte.

Heute schon für den 90s90s Countdown abgestimmt?

Biggie & Tupac
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Biggie & Tupac

4. Wollte Diddy die Rivalität zwischen Biggie und 2Pac sogar befeuern?

Die Doku beschreibt, dass Combs Biggies und 2Pacs Beziehung als Bedrohung empfunden haben soll. Kirk Burrowes – Mitbegründer von Bad Boy Entertainment – spricht davon, dass Diddy „neidisch“ und „manipulativ“ gewesen sei: „Für Sean ist Erfolg ohne Manipulation eine Gefahr“, sagt er. Laut Burrowes soll Diddywahnsinnig eifersüchtig“ auf den gegenseitigen Respekt zwischen Biggie und 2Pac gewesen sein.

Misa Hylton
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Misa Hylton

5. Schon Mitte der 90er nutzte Diddy Gewalt und Sex als Werkzeug

Die Doku zeichnet ein Muster körperlicher Gewalt nach – etwa gegen Misa Hylton und später Kim Porter. Kirk Burrowes berichtet von einer heftigen Auseinandersetzung mit Hylton direkt vor Uptown Records, bei der Combs sie geschlagen haben soll. Gewaltvorwürfe gegen Diddy kamen schon in den 90ern auf.

Pop Crimes - Fall 11: 2Pac
IMAGO/Ronald Grant
Pop Crimes - Fall 11: 2Pac

6. Hatte P. Diddy etwas mit dem Mord an 2Pac zu tun?

In Folge zwei wird schnell klar, dass unter anderem P. Diddy eine Beteiligung an 2Pacs Mord zugeschrieben wird. Ex-LAPD-Ermittler Greg Kading erklärt, dass Duane „Keefe D“ Davis in einem Vorgespräch ausgesagt habe, die Crips hätten 1 Million Dollar für die Tötung von 2Pac und Suge Knight erhalten sollen. Während Knight den Anschlag in Las Vegas überlebte, starb 2Pac sechs Tage später.

Besonders brisant ist die Aussage von Kirk Burrowes, der sagt: „Ich glaube, dass Sean … viel mit dem Tod von Tupac zu tun hatte.“ Combs weist jede Verbindung entschieden zurück.

Über 2Pacs Tod haben wir ausführlich in unserer Pop Crimes Folge „Tupac Shakur – Der Deal mit dem Teufel“ gesprochen.

Biggie (1995)
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Biggie (1995)

7. Warum musste Biggie 1997 angeblich in L.A. bleiben?

Biggie wollte wegen der angespannten Lage des East-Coast–West-Coast-Konflikts eigentlich nicht mehr in L.A. sein. Laut Burrowes sagte jedoch Combs eine geplante London-Reise kurzfristig ab, gegen Biggies ausdrücklichen Wunsch. Stattdessen blieb Biggie in der Stadt. Er besuchte am 7. März die Soul Train Awards und einen Tag später die VIBE-Party, obwohl das Westcoast-Publikum ihm und Combs dort spürbar feindlich gegenüberstand.

In der Nacht auf den 9. März wurde Biggie in einem SUV erschossen, kurz nachdem er die Party verlassen hatte. Die Doku zeigt dazu bisher unveröffentlichtes Videomaterial des Moments nach den Schüssen.

Der 90er HipHop-Krieg: Ost gegen West

8. Diddy wollte Biggies Beerdigung nicht zahlen

Nach Biggies Tod plante Combs eine gigantische Beerdigung – laut Burrowes die größte, die New York je gesehen hatte. Als die Kosten explodierten, soll Diddy sich entschieden haben, Biggies Estate zahlen zu lassen. Für die Öffentlichkeit wirkte die Zeremonie wie eine Liebeserklärung, intern aber angeblich wie eine Image-Show auf Biggies Kosten. Tausende Menschen säumten damals die Straßen von Brooklyn.

P. Diddy & Cassie Ventura
Netflix via YouTube
P. Diddy & Cassie Ventura

9. Die berühmten „Freak-Offs“ fanden an Biggies Todestag statt.

Der ehemalige Escort Clayton Howard beschreibt in der Doku ein verstörendes Ritual, das jedes Jahr am 9. März stattfand – dem Tag, an dem The Notorious B.I.G. 1997 ermordet wurde. Laut Howard ließ Sean Combs ihn jährlich einfliegen, egal wo Combs und Cassie Ventura sich gerade aufhielten. Er deutet an, dass dieser Tag für Diddy eine Art emotionales Ventil war.

Die Sessions dauerten mehrere Tage, geprägt von Sex, Alkohol und laut Howard auch Drogen. Er sagt, Combs habe Cassie Anweisungen gegeben, sei schnell aggressiv geworden und habe inmitten der „Freak-Offs“ Gewalt ausgeübt.