Kein Popstar, nur Bass: Hardy Hard
Loveparade, Mayday, „Silver Surfer“ – Hardy Hard war einer der stillen Helden der Techno-Ära. Zum Geburtstag blicken wir zurück auf seinen Sound der Befreiung.
Loveparade, Mayday, „Silver Surfer“ – Hardy Hard war einer der stillen Helden der Techno-Ära. Zum Geburtstag blicken wir zurück auf seinen Sound der Befreiung.
Ein eigenes Radio für den Rave-Sound der 90er. Jetzt hier 90s90s RAVE einschalten!
Wir wollten keine Popstars sein – wir wollten den Bass fühlen.
Die Boxen vibrieren, das Strobo schneidet in hektischen Blitzen die Nacht. Berlin, Ende der 90er. Ein massives Rave-Publikum schreit auf, als „Silver Surfer“ durch die Halle rollt – dieser eine Track, der alles zusammenfasst, was Hardy Hard damals war: ein Kind der Techno-Generation, ein Anti-Popstar, ein Mann, der den Bass zur Religion machte.
Geboren wurde er 1974 in Dresden, und sein Weg in die elektronische Musik beginnt nicht mit sündhaft teuren Studios, sondern mit einem Amiga-Computer im Kinderzimmer der Nachwendezeit. Kay Lippert, so sein bürgerlicher Name, tüftelte als Teenager an Beats, während draußen das alte DDR-Grau abblätterte. „Der Amiga war mein Studio, die Nacht mein Zuhause“, erinnert er sich später. Das ist kein PR-Spruch, sondern ein Bekenntnis: Seine Welt bestand aus Maschinen, Kassetten, und der fiebrigen Vorfreude auf den nächsten Rave.
Unter dem Alias Hardsequencer schafft er es Mitte der 90er aus dem Underground in die nationale Techno-Szene. Der erste große Aufschlag: das Album „Brain Crash“ (1994), veröffentlicht auf Fire Recordings, einem Sub-Label der Low-Spirit-Familie rund um Westbam. Plötzlich taucht ein Dresdner Bedroom-Producer neben den ganz Großen der Szene auf. Sein Track „The Sound Transformation“ landet 1995 sogar kurz in den deutschen Charts – in einer Zeit, als Techno noch nicht selbstverständlich im Mainstream angekommen war. Doch Charts waren für Kay Lippert nie das Ziel. „Wir wollten keine Popstars sein – wir wollten den Bass fühlen.“ Dieser Satz beschreibt seine Haltung zur Szene besser als jede Biografie. Es ging nicht um Glamour, es ging um das Kollektiv. Wer auf Mayday oder Loveparade getanzt hat, wusste: Techno war kein Konzert, sondern eine Erfahrung, eine Nacht, die dich in ein anderes Universum katapultierte.
Hardy Hard ist in dieser Szene mittendrin. Mitte der 90er wird er Teil des Electric Kingdom, des Projekts rund um Westbam und die Berliner Rave-Avantgarde. Von Mayday bis Loveparade, von Indoor-Hallen bis Open-Air-Raves – Hardy Hard spielt sich mit Energie und Präzision in die Herzen der Kids, die aus ganz Europa anreisen. Seine Sets sind wild, verspielt, aber immer auf den Punkt. Wenn er hinter den Plattentellern steht, wirkt er nicht wie ein Entertainer, sondern wie ein Nerd, der plötzlich die Schlüssel zur größten Party der Stadt in der Hand hält.
1999 kommt dann der große Wurf: „Silver Surfer“. Ein Track, der wie ein Rave-Comic klingt – verspielt, drückend, futuristisch. Die Single erreicht Platz 57 in den deutschen Charts, läuft in Clubs rauf und runter, wird auf unzähligen Compilations gepresst. Es ist Hardy Hards endgültiger Durchbruch unter diesem neuen Namen, weg vom Hardsequencer, hin zum DJ mit einer klaren Signatur. Während viele andere Acts der 90er an der Kommerzialisierung des Techno zerbrechen, schafft er den Spagat: Bass für die Massen, aber immer mit der Attitüde des Undergrounds.
Das Ende der 90er ist für Hardy Hard eine wilde Zeit: große Festivals, internationale Gigs, Releases, die von Berlin bis Tokio ihre Wirkung entfalten. Er steht in einer Reihe mit Künstlern wie Westbam oder Members of Mayday – Namen, die damals eine Generation prägten. Nach der Jahrtausendwende erweitert er sein Spielfeld. Unter dem Projektnamen Chemical Reaction Food erscheint 2002 das Album „Fat Burner“. Hier mischt er Techno mit Breakbeats, HipHop-Elementen und allem, was ihn reizt. Und er wagt den Schulterschluss mit der Legende: Gemeinsam mit Afrika Bambaataa tritt er zur Loveparade auf, später gründen die beiden das Projekt Sirius B – experimenteller, globaler, aber immer mit dem Rave-Herzen der 90er.
Für uns ein perfekter Anlass, Danke zu sagen: Für die Beats, die Nächte, und für eine Haltung, die Techno ausmachte, lange bevor er zum Mainstream-Produkt wurde.
Die Loveparade ist die größte Technoparade der Welt gewesen. Aber natürlich haben die Macher mal ganz klein angefangen, mit 150 Menschen um genau zu sein. So eine immer größer werdende Parade bringt viel Gutes, aber auch negative Seiten zum Vorschein. Genau darum geht's in "The Story / Loveparade" - erzählt von DJ Anja Schneider. Viel Spaß!
Die Loveparade ist die größte Technoparade der Welt gewesen. Aber natürlich haben die Macher mal ganz klein angefangen, mit 150 Menschen um genau zu sein. So eine immer größer werdende Parade bringt viel Gutes, aber auch negative Seiten zum Vorschein. Genau darum geht's in "The Story / Loveparade" - erzählt von DJ Anja Schneider. Viel Spaß!