Space Night: Der Chill-Out-Kult der 90er im Fernsehen
Spektakuläre Weltraumbilder, sphärischer Sound – mehr 90er geht nicht. Warum Space Night für Trance-Fans wichtiger war als jeder Club. Plus: Die Top 9 Space Night-Songs.
Spektakuläre Weltraumbilder, sphärischer Sound – mehr 90er geht nicht. Warum Space Night für Trance-Fans wichtiger war als jeder Club. Plus: Die Top 9 Space Night-Songs.
In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1994 begann im Bayerischen Fernsehen etwas, das niemand so recht kommen sah – und doch ein ganzes Jahrzehnt prägte: Space Night – All-Tag nachts, ein Fernsehformat, das Weltraumbilder mit elektronischer Musik verband. Es war der Versuch, das stumme, statische Testbild der 1980er durch visuelle Träumereien zu ersetzen. Was als Lückenfüller begann, wurde zum Nachtprogramm mit Kultstatus.
Hinter der Sendung standen zwei Sci-Fi-verliebte BR-Redakteure: Georg Scheller und Andreas Bönte. Sie schnitten Originalmaterial der NASA und ESA – Aufnahmen aus der Erdumlaufbahn, vom Space Shuttle oder den deutschen Satelliten – zu ästhetischen Bildströmen zusammen. Doch erst die Musik verwandelte diese visuelle Reise in ein emotionales Erlebnis.
Mit dem Einstieg von DJ und Chill-Out-Pionier Alex Azary im Jahr 1996 veränderte sich die musikalische Ausrichtung radikal. Azary, der zuvor bereits im Frankfurter Club XS sphärische Chill-out-Sets mit Space-Bildmaterial kombinierte, brachte seine Vision direkt ins Fernsehstudio. Gemeinsam mit Gabriel Le Mar und Pascal FEOS gründete er das Ambient-Projekt Aural Float, das schnell zum klanglichen Herzstück der Space Night wurde.
Elektrolux, das dazugehörige Label, avancierte in kurzer Zeit zur kreativen Plattform für eine ganze Generation von Ambient- und Trance-Produzenten. Die Space Night-Sampler wurden zu Sammlerstücken und halfen, Künstler wie Fresh Moods, Saafi Brothers oder Pascal FEOS ins kollektive Bewusstsein der Szene zu bringen.
Für viele war die Space Night weit mehr als ein visuelles Beruhigungsmittel. Sie war Teil eines Lebensgefühls, das zwischen Clubnächten, Afterhours und WG-Treffen. Während sich der Techno-Sound der 90er meist auf treibende Beats konzentrierte, öffnete die Space Night eine Tür zu einer ruhigeren, atmosphärischen Seite elektronischer Musik: Chill Out, Ambient, Downbeat, Intelligent Techno.
In der Hochphase wurde die Space Night auf Raves an die Wände projiziert, diente als visuelle Kulisse beim Come-Down, oder lief auf unzähligen WG-Fernsehern durch die Nacht. Sie war eine Art öffentlich-rechtliches Ambient-Ritual, das es so weltweit kein zweites Mal gab.
Das plötzliche Ende kam Anfang 2013. Eine Tarifreform der GEMA verteuerte die Nutzung von kommerzieller Musik derart, dass der Bayerische Rundfunk das Format nicht mehr weiterführen wollte. Die Reaktion war heftig: Proteste in Foren, offene Briefe, Online-Petitionen – ein echter Popkultur-Aufschrei. Dank des Drucks entschied sich der BR für einen Relaunch mit GEMA-freier Musik, basierend auf Creative-Commons-Lizenzen. Seit dem 16. November 2013 flimmert die Space Night wieder über die Bildschirme, nun in HD, mit neuen Sounds – aber das magische Gefühl der Originaljahre zwischen 1994 und 2003 bleibt einzigartig. Die großen Trance-Klassiker gibt es aber nicht mehr zu hören.
Die Space Night war kein Musikfernsehen im klassischen Sinn, und doch wurde sie für viele Trance- und Ambient-Fans zu einem wichtigen Seismographen für Entwicklungen innerhalb der Szene. Sie war ein Aushängeschild für die deutsche Elektroniklandschaft, ein visuelles Mixtape für Nachtmenschen, und vielleicht das erste Format, das es wagte, Kunst, Wissenschaft und Clubkultur in einem Atemzug zu denken.
Das Kiffen war zwar in den 90ern noch nicht legal, aber wer sich traute, nach der Party mit einem Joint runterzukommen, fand in dieser Sendung sein Seelenheil. Space Night war der mediale Rückzugsort für alle, die nicht nur tanzen, sondern auch treiben wollten – durch Sound, Raum und Zeit.
Die Loveparade ist die größte Technoparade der Welt gewesen. Aber natürlich haben die Macher mal ganz klein angefangen, mit 150 Menschen um genau zu sein. So eine immer größer werdende Parade bringt viel Gutes, aber auch negative Seiten zum Vorschein. Genau darum geht's in "The Story / Loveparade" - erzählt von DJ Anja Schneider. Viel Spaß!
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