Air verabschieden sich von Deutschland
Heute spielen Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel zum letzten Mal „Moon Safari“ live auf deutschem Boden. Die Platte von 1998 gilt als eines der prägendsten Alben der 90er – wir erklären, warum.
Heute spielen Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel zum letzten Mal „Moon Safari“ live auf deutschem Boden. Die Platte von 1998 gilt als eines der prägendsten Alben der 90er – wir erklären, warum.
Eine sanfte Klangdecke mit Ambient-Beats und sonnendurchfluteten Melodien. Auf Ibiza mixte José Padilla in der goldenen Stunde über der Bucht am Café del Mar einen Soundtrack für Sonnenuntergänge - das ist 90s90s Chill Out!
Heute ist ein leiser, aber gewichtiger Tag für die Popmusik. Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel, gemeinsam bekannt als Air, bringen ihr Debütalbum „Moon Safari“ ein letztes Mal auf eine deutsche Bühne – im Rahmen ihrer Jubiläumstour zum 25. Geburtstag der Platte. Bonn ist der Schlusspunkt. Danach verschwindet „Moon Safari“ wieder dorthin, wo es herkam: in jene luftige Zwischenwelt aus Synthesizerträumen, Sci-Fi-Romantik und französischer Coolness, die es seit 1998 so einzigartig macht.
Die Tour trägt den Titel Air Play Moon Safari, und sie ist genauso schlicht und ehrlich wie das Album selbst. Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel stehen mit Originalinstrumenten auf der Bühne, spielen das Album in voller Länge, verzichten auf digitale Backings und inszenieren stattdessen einen audiovisuellen Abend, der von Nostalgie lebt, aber nie ins Museum abrutscht. „Moon Safari“ war nie Retro-Kitsch – sondern Zukunftspop, der 1998 genauso wirkte wie heute: wie der Soundtrack zu einem besseren Jetzt.
Nicolas Godin erinnert sich an die Anfangstage, als er und Jean-Benoît Dunckel in Paris mit alten Synthesizern wie dem Roland Juno-106 und dem Korg MS-20 experimentierten. Ohne große Ambitionen, aber mit viel Gefühl. „Sexy Boy“ entstand quasi aus Versehen, „All I Need“ mit Beth Hirsch, die zufällig in der Nachbarwohnung lebte. Alles klang nach Wohnzimmer und Weltraum zugleich – nach Softpop mit Orbit, nach Lounge. Dass diese Melange weltweit mehr als zwei Millionen Alben verkaufen würde, war für Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel ebenso überraschend wie der Umstand, dass „Moon Safari“ auch 25 Jahre später noch ganze Hallen füllt. Und es sind nicht nur nostalgische Ü40er, die sich heute in Bonn einfinden. „Moon Safari“ hat den Sprung in die Streaming-Ära geschafft, läuft in Lo-Fi-Playlists. Die frühe Kritik, Air lieferten bloß „Chillout-Tapete“, wirkt heute fast komisch. Denn in Wahrheit brachte „Moon Safari“ etwas zurück, das im Techno-Boom der 90er fast verloren gegangen war: das Innehalten, das Schweben, das Erzählen ohne Worte.
Jean-Benoît Dunckel beschreibt das Album heute als „endlose Sommernacht“. Vielleicht ist das das Geheimnis seiner Zeitlosigkeit. „Moon Safari“ war nie laut, nie hektisch, nie auf Effekt aus. Es setzte auf Klangräume, auf Atmen, auf Details. In „La Femme d’Argent“ schieben sich Bässe wie Nebel über die Fläche, „Talisman“ klingt wie ein verlorener Soundtrack zu einem 70er-Arthousefilm im All. Und „Kelly Watch the Stars“ ist bis heute einer der seltenen Songs, der Krautrock, Bubblegum und Space-Age zu einem dreiminütigen Wunder verknotet. Und natürlich dürfen wir das Air-Video zu „All I Need“ nicht vergessen, da haben wir gelernt, dass eine Skateboarding im Sonnenuntergang maximal romantisch ist.