Zombie Nation – Kernkraft 400
„Kernkraft 400“ gilt als einer der erfolgreichsten Songs der elektronischen Instrumentalmusik. Wie aus dem Anti-Establishment-Song eine Stadionhymne wurde, erfahrt ihr hier.
„Kernkraft 400“ gilt als einer der erfolgreichsten Songs der elektronischen Instrumentalmusik. Wie aus dem Anti-Establishment-Song eine Stadionhymne wurde, erfahrt ihr hier.
Das waren die Beats der Loveparade, die Bässe des Bunker-Rave und die Songs der 90er After-Hour: Jetzt hier 90s90s TECHNO einschalten!
Zombie Nation sind ein aus Florian „Splank!“ Senfter und Emanuel „Mooner“ Günther bestehendes Elektonik-Projekt, das 1999 gegründet wurde. „Kernkraft 400“ ist die erste Single ihres ersten Albums „Leichenschmaus“ aus dem Jahr 1999. Sie basiert auf einem Sample des Lieds „Stardust“, das von dem britischen Spielekomponist David Whittaker für den Soundtrack des 1984 veröffentlichten Computerspiels „Lazy Jones“ geschrieben wurde.
Emanuel Günther erzählt gegenüber der „Süddeutschen“, wie „Kernkraft 400“ entstanden ist und wie der Song sich entwickelt hat:
„Ich habe mit Florian Senfter lose Musik gemacht. Irgendwann hatten wir ein paar Stücke zusammen. Dieses Tape ist beim Label von DJ Hell gelandet. Dann hat das Stück einen Siegeszug durch die Clubs angezogen, wodurch es auch in eine ganz schlimme Großraumdisko irgendwo zwischen Rimini und Bibione (Italien) gekommen ist. Dort sind die Leute so auf das Lied abgegangen, dass sie es mitgesungen haben“, so der DJ. Florian Senfter und er schrieben den Track ursprünglich als Song gegen das Establishment, als Protestsong. Er rückte jedoch immer mehr in den Mainstream.
Dadurch, dass der Song in Italien gespielt wurde, wurden zwei DJs auf ihn aufmerksam, die fragten, ob sie einen Remix mit der grölenden Menge machen dürften. Es entstand der „Chant Mix“. „Die Italiener haben zwar nur für den italienischen Raum die Lizenz gehabt, den Remix aber trotzdem außerhalb vertrieben. Das war ein Segen und Fluch gleichzeitig. Ein Segen, weil dieser Remix nun auf der ganzen Welt läuft. Ein Fluch, weil sie die Lizenzrechte untergraben haben.“, erzählt Emanuel Günther. 2001 hielt sich „Kernkraft 400“ dann sechs Wochen lang auf Platz 2 der englischen Top 10. Emanuel Günther erinnert sich: „Damals habe ich in Glasgow aufgelegt und bin vormittags die Straße entlanggegangen, wo ein Auto stand, aus dem laut Musik kam. In dem Wagen saß ein kleiner Junge, der so heftig getanzt hat, dass das ganze Auto gewackelt hat - und es war mein Song! Das war schon eine verrückte Zeit.“
Obwohl „Kernkraft 400“ mittlerweile schon fast ein Oldie ist, war der Song nie weg vom Fenster. Bis heute gilt er als einer der erfolgreichsten Songs der elektronischen Instrumentalmusik und ist besonders in Stadien sehr beliebt. So wurde „Kernkraft 400“ 2019 zum Tor-Jingle der deutschen Nationalmannschaft gewählt. Der Hit aus dem Jahr 1999 setzte sich bei Online-Abstimmung, initiiert vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), unter 14 vorausgewählten Song-Passagen durch. Und damit ist der Song lange kein Newcomer mehr in der Fußballszene - Unter anderem wurde und wird er bei Schalke 04, dem SC Freiburg, den Detroit Red Wings, Boston Bruins oder New Jersey Devils gespielt.
Wie erklärt sich Emanuel Günther diesen enormen Erfolg in den Stadien? „Es war in den USA ein Hit, die Radiostationen haben alle diesen italienischen Mix gespielt. Der hat wohl jemandem gefallen, der die Musikauswahl für ein Stadion macht.“, vermutet er. „Dieses Gegröle, diese Art Hymne passt schon sehr gut zum Sport. Eine Siegeshymne, wie ein Maori-Schlachtruf. Das hat was Inbrünstiges, was Neandertaler-Artiges. Und diese Neandertaler-Techno-Hymne hat sich dann verbreitet. In den USA von American Football über Basketball und Baseball bis hin zu Eishockey. Mittlerweile ist es überall“, sagt er gegenüber der „Süddeutschen“.
Ursprünglich war „Kernkraft 400“ ja als Anti-Establishment-Song gedacht. Wäre es kurz nach der Veröffentlichung schon in Stadien gespielt worden, wäre für Emanuel Günther eine Welt zusammengebrochen, gibt er zu. Mittlerweile stört es ihn jedoch nicht mehr.
Ein sehr aktuelles und auch sehr erfolgreiches Cover von „Kernkraft 400“ ist das von Topic und A7S von 2022. Damit ist er aber nicht der einzige, der den Song gesampled hat. So wurde die charakteristische Melodie auch von Rapper The Game verwendet.
Über die Arbeit an dem Cover erzählt Topic: „Als wir das erste Mal an diesem Song gearbeitet haben, wollten wir die Pandemie ansprechen und sagen, dass eines Tages die schlechten Tage vorbei sind und wir uns jetzt auf ‚Kernkraft 400 (A Better Day)‘ freuen können. Dann haben sich die Ereignisse überschlagen und es gibt einen Krieg. Vielleicht kann der Song die Hoffnung geben, die gerade gebraucht wird.“ A7S fügt hinzu: „Wir hatten schon immer eine Vorliebe für die „Kernkraft 400“-Melodie“.
Wir finden, dass den beiden ein cooles Update des Songs gelungen ist!