Orbital nach der Tour: Was kommt jetzt?
Orbital haben ihre Green & Brown Album Tour mit einem großen Finale in London beendet. Jetzt stellt sich die Frage: Wie geht es weiter für die Rave-Pioniere der 90er?
Orbital haben ihre Green & Brown Album Tour mit einem großen Finale in London beendet. Jetzt stellt sich die Frage: Wie geht es weiter für die Rave-Pioniere der 90er?
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Im April 2025 ist etwas Großes zu Ende gegangen: Orbital haben mit dem finalen Konzert ihrer Green & Brown Album Tour in der Londoner Academy Brixton den Schlusspunkt unter eine mehrjährige Reise gesetzt, die Nostalgie, Avantgarde und Rave-Spirit miteinander verband. Die Tour war eine Verneigung vor den beiden Alben, mit denen Phil Hartnoll und Paul Hartnoll in den 1990er-Jahren Musikgeschichte schrieben – das "grüne" Debüt (Orbital, 1991) und das stilprägende "braune" Album (Orbital 2, 1993). Auf der Setlist standen alle großen Klassiker. Mit dieser Show verabschiedeten sich Orbital nicht nur von der Tour – sondern auch symbolisch von einem Kapitel ihrer eigenen Geschichte. Ein Abschied in Licht, Bass und kollektiver Erinnerung.
Rückblick: 1990 veröffentlichen die Brüder Phil Hartnoll und Paul Hartnoll den Track "Chime" – auf Kassette, im Heimstudio produziert. Was als DIY-Projekt begann, landete plötzlich in den britischen Charts und wurde zur Hymne der aufblühenden Rave-Szene. Doch Orbital waren nie bloß Party-Lieferanten. Schon früh verbanden sie Rhythmus mit Idee, Klang mit Konzept. Ihr zweites Album, bekannt als "Brown Album", setzte 1993 neue Maßstäbe: "Lush 3", "Walk Now" oder das unsterbliche "Halcyon + On + On" verbanden Acid-Basslines mit epischer Struktur und melancholischer Tiefe. Spätestens mit ihrem Auftritt beim Glastonbury Festival 1994 – einem der ersten Headline-Slots für ein elektronisches Live-Set – bewiesen Orbital, dass Techno nicht nur in dunklen Clubs, sondern auch unter freiem Himmel funktionieren kann. Und zwar auf ganz große Weise.
Orbital waren nie zufrieden mit dem Clubformat allein. Ihre Musik wurde im Lauf der Jahre immer filmischer – und fand folgerichtig auch den Weg auf die Leinwand. Unvergessen bleibt ihre Zusammenarbeit mit Angelo Badalamenti für den Song "Beached", der 2000 als zentrales musikalisches Element im Soundtrack des Films "The Beach" (Regie: Danny Boyle) erschien. Der Streifen mit Leonardo DiCaprio mag umstritten gewesen sein – der Soundtrack hingegen avancierte zur Kult-Compilation des Jahrtausends. Neben Orbital waren Größen wie Moby, Underworld, Faithless oder Blur vertreten – doch es war "Beached", das den emotionalen Kern traf. Tropischer Eskapismus, elektronische Entfremdung, innerer Aufbruch: Kaum ein Song vertonte die Abgründe des Backpacker-Weltflucht-Dramas so präzise. Für viele 90er-Kids wurde der Track zum nostalgischen Portal zurück in eine Zeit, als Musik noch richtig Power hatte.
Abseits der großen Bühnen ist Phil Hartnoll auch regelmäßig solo als DJ unterwegs – ein Aspekt, der oft übersehen wird, aber viel über die DNA von Orbital verrät. Während die Liveshows des Duos meist durch Struktur, visuelle Inszenierung und epische Spannungsbögen geprägt sind, zeigt sich Phil Hartnoll an den Decks spontaner, direkter und cluborientierter. Seine Sets verbinden alte Rave-Wurzeln mit aktuellen Sounds – von Acid über Breakbeats bis hin zu deepen Techno-Tracks. Wer ihn in kleineren Clubs oder auf Afterhours erlebt, merkt schnell: Das Herz von Orbital schlägt auch dort, wo die Nacht noch roh und ungefiltert ist.
Dass Orbital sich nie auf ihren Lorbeeren ausruhen, zeigten sie nicht zuletzt mit dem Studioalbum "Optical Delusion" (2023). Die Zusammenarbeit mit Sleaford Mods auf dem Track "Dirty Rat" war eine überraschende, aber absolut passende Kombination. Die Sleaford Mods sind bekannt für ihre wütenden, rotzigen Sprechgesänge über das Leben im heutigen Großbritannien – irgendwo zwischen Punk-Attitüde und Kneipenrealismus. Für Orbital, die schon immer ein Ohr für politische und gesellschaftliche Stimmungen hatten, war das genau der richtige Kontrast. Herausgekommen ist ein Track, der klingt, als hätten sich 90er-Rave und Working-Class-Wut die Hand gegeben – roh, direkt und absolut zeitgemäß.
Auch in den vergangenen Monaten blieben Orbital aktiv. Im Mai 2025 veröffentlichten sie eine überraschende Neuinterpretation ihres Tracks "Lush 3", diesmal in Zusammenarbeit mit dem australischen Electro-Duo Confidence Man. Die Version – funky, verspielt, fast discoid – zeigte einmal mehr, wie zeitlos Orbital funktionieren, wie offen ihr Klangkosmos ist. Live sind Orbital ebenfalls weiterhin unterwegs: Im Sommer 2025 spielen sie auf Festivals wie dem Forest Fest in Irland oder der Pop Messe in Brünn. Ein Rückzug ins Studio? Vielleicht – aber die Bühne bleibt für Orbital ein zentraler Ort des Ausdrucks.
Die Loveparade ist die größte Technoparade der Welt gewesen. Aber natürlich haben die Macher mal ganz klein angefangen, mit 150 Menschen um genau zu sein. So eine immer größer werdende Parade bringt viel Gutes, aber auch negative Seiten zum Vorschein. Genau darum geht's in "The Story / Loveparade" - erzählt von DJ Anja Schneider. Viel Spaß!
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