Morcheeba live: TripHop-Vibes in Deutschland
Die Band mit der sanften Stimme von Skye Edwards zeigt im Oktober, warum ihr Mix aus TripHop, Pop und Lounge auch 2025 noch fasziniert.
Die Band mit der sanften Stimme von Skye Edwards zeigt im Oktober, warum ihr Mix aus TripHop, Pop und Lounge auch 2025 noch fasziniert.
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Mit im Gepäck haben die Londoner ihr neues Album „Escape The Chaos“ und eine Geschichte, die tief in den 1990er-Jahren verwurzelt ist. Im Oktober spielen Morcheeba drei Konzerte in Deutschland und erinnern daran, wie vielschichtig und zeitlos ihr Sound geblieben ist. Morcheeba sind eine Londoner Band. Die Brüder Paul Godfrey und Ross Godfrey gründeten die Formation Mitte der Neunziger in der Hauptstadt, kurz darauf stieß Sängerin Skye Edwards dazu. Trotzdem steckten Kritiker die Band schnell in die Schublade des sogenannten „Bristol Sounds“. Massive Attack, Portishead und Tricky hatten diesen Sound geprägt – düster, langsam, cineastisch – und die Medien brauchten ein Etikett. Doch Morcheeba klangen von Anfang an anders: wärmer, offener, poppiger.
Ob TripHop je ein richtiges Genre war, bleibt fraglich. Anders als Techno oder Punk hatte die Richtung keine klaren Regeln. Vielmehr verband Acts aus Bristol eine Stimmung: gebrochene Beats, Dub-Einflüsse, ein urbaner, melancholischer Vibe. Morcheeba aber verpassten diesem Vibe eine neue Dimension. Mit ihrem Debüt „Who Can You Trust?“ erregten sie Aufmerksamkeit, doch es war „Big Calm“ (1998), das sie europaweit bekannt machte. Songs wie „The Sea“ und „Part of the Process“ liefen sogar bei MTV und im Radio. In Bars und Cafés sowieso.
Morcheeba schufen den Soundtrack einer urbanen Generation, die zwischen Britpop-Gitarren und Techno-Rave eine andere Form der Entspannung suchte. Während ihre Bristol-Kollegen ins Dunkle, Politische oder Experimentelle abtauchten, etablierten Morcheeba den loungigen, zugänglichen Gegenentwurf. Auch wenn Morcheeba in London zu Hause waren: Ohne Bristol wäre ihre Musik nicht denkbar. Die Soundsystem-Kultur der afro-karibischen Community, Dub und Reggae, aber auch Punk und Elektronik prägten dort das Klima, das man später TripHop nannte. Morcheeba übersetzten diesen Vibe in eine leichtere Form, die ein breiteres Publikum erreichte.
Mit „Escape The Chaos“ setzen Morcheeba ein deutliches Zeichen. Skye Edwards beschreibt den Titelsong als Einladung zum Abschalten, Ross Godfrey nennt die Platte einen Zufluchtsort. Musikalisch bleibt sich die Band treu: warme Harmonien, subtile Beats, Edwards’ unverwechselbare Stimme. Gleichzeitig klingt das Album erwachsener, fast wie ein Soundtrack zur Selbstfürsorge. Morcheeba waren nie die klassische TripHop-Band, sondern die Londoner Übersetzer eines Gefühls, das in Bristol geboren wurde. Mit ihren Konzerten im Herbst und dem neuen Album beweisen sie, dass ihr loungiger Sound noch immer Relevanz hat – und dass TripHop auch drei Jahrzehnte später kein Genre sein muss, um Platten zu verkaufen. Morcheeba brauchen keine Schlagworte, keine Labels.